Bomben und Raketen – Alles, was man über Höhenfeuerwerke wissen sollte
Großfeuerwerke bestehen im Allgemeinen aus zwei Komponenten. Diese sind das Höhenfeuerwerk und das Bodenfeuerwerk. Zum Bodenfeuerwerk gehören alle fest mit dem Boden verankerten Feuerwerkskörper, zu denen Feuerwerksfontänen, Feuerräder, Feuerwerksvulkane oder Wasserfälle gehören. Diese Art des Feuerwerks ist eigentlich die klassische Form in Europa und wird heute noch gerne – unterlegt mit der Musik des Barock – als Barockfeuerwerk inszeniert.
Höhenfeuerwerk hingegen umfasst all diejenigen Feuerwerkskörper, deren Effektkörper durch eine Ausstoßladung auf der Basis von Schwarzpulver in den Himmel geschossen werden oder die durch eigenen Antrieb nach oben steigen, der meist als stufenweise abbrennende Treibladung angelegt wird. Kugelbomben und Bombetten und die allseits bekannten Raketen stellen hier den Hauptteil des Reservoirs. Während auch ein Hobby-Pyrotechniker durch die Choreografie industriell gefertigter Raketen und Feuerwerksbatterien der Feuerwerksklasse II durchaus interessante Himmelsgemälde schaffen kann, sind die wirklich „dicken Kaliber“, die Sie von den professionellen Großfeuerwerken kennen ausgebildeten Feuerwerkern (Pyrotechnikern) vorbehalten, die über die geforderten gesetzlichen Fähigkeitsnachweise verfügen. Diese Feuerwerkskörper der Klassen III (Mittelfeuerwerk) und IV (Großfeuerwerk), sind für den normalen Feuerwerksfan ein Tabu, da die enthaltene Menge an Sprengstoffen einen Befähigungsschein nach den Richtlinien des Sprengstoffgesetzes erfordern.
Wer sich schon öfter gefragt hat, wie eine Feuerwerksrakete funktioniert, dem geben wir hier gerne einen kurzen Abriss in Sachen Pyrotechnik: Grundsätzlich gliedert sich eine solche Rakete in drei Teile. Als erstes ist der Treibsatz zu erwähnen, der zumeist aus Schwarzpulver besteht, dem funkenerzeugende Substanzen beigemischt sind. Dies können grobe Holzkohle oder aber Eisen- und Aluminiumspäne sein. Einziger Zweck dieser Beimischungen ist die Erzeugung des sprühenden Funkenschweifs, den wir beim Abschuss einer Rakete wahrnehmen und der Teil des Effektes ist. Grundsätzlich sind die Treibsätze von Feuerwerksraketen immer stark auf den Effekt hin optimiert und weniger auf eine große Steigleistung. Der nächste Teil ist der so genannte Effektsatz der Feuerwerksrakete. Der Effektsatz sitzt immer in der Raketenspitze und besteht häufig aus Leuchtkugeln, die zur gewünschten Flammenfärbung und als notwendiges Oxidationsmittel unterschiedliche Alkalimetall-Nitrate enthalten. Grüne Farbtöne erreicht man bei einer Feuerwerksrakete beispielsweise mit Bariumnitrat, Strontiumnitrat sorgt für eine Gelbfärbung des Flammeneffektes. Um die nötige Wärmeenergie für die Sublimation bereitzustellen, werden dem Effektsatz Brennstoffe wie Harze, Holzkohle und Schwefel hinzugefügt. Damit sich die Effektladung am Höhepunkt der Flugbahn gut verteilen kann, wird gekörntes, loses Schwarzpulver an der Raketenspitze positioniert. Jetzt fehlt nur noch der dritte Teil und das ist bei der Feuerwerksrakete der Leitstab.
Man mag auf die Idee kommen, dass der seitlich am Raketenkörper befestigte Leitstab in erster Linie dem Aufstellen der Feuerwerksrakete zum Abschuss dient, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Eigentlich dient er der Stabilisierung der Flugbahn und keine Silvesterrakete würde ihren Weg nach oben finden, gäbe es diesen Stab nicht. Durch den Leitstab verschiebt sich der Druckpunkt der Rakete – hier vereinigen sich die lenkenden Kräfte – unter den Schwerpunkt und durch diesen Effekt wird die Feuerwerksrakete erst stabil und neigt nicht zum Überschlagen in der Luft. Hat die Rakete den Höhepunkt ihrer Flugbahn erreicht, werden die verschiedenen Effekte ausgeworfen, die wir beispielsweise als Glitzersterne, Knistersterne oder Böller kennen.
In den letzten Jahren sind die klassischen Feuerwerksraketen immer stärker von den Feuerwerksbatterien abgelöst worden, die man auch unter den Namen Systemfeuerwerk, Verbundfeuerwerk oder Chinabatterien kennt. Eigentlich gehören Batteriefeuerwerke nicht zum Höhenfeuerwerk, da die Batterie selbst ja am Boden verbleibt und nur die Effektladungen in den Himmel geschossen werden, aber aufgrund der teils großen Steighöhen, die von einer Feuerwerksbatterie gewährleistet wird, werden sie sowohl zum Höhenfeuerwerk wie auch zum Bodenfeuerwerk gezählt. Wir haben es also mit einem pyrotechnischen Zwitter zu tun. ;)
Feuerwerksbatterien bestehen aus einer unterschiedlichen Anzahl von Papprohren die zusammengeklebt in einen Pappkarton installiert werden. Die einzelnen Papprohre sind gefüllt mit so genannten Ausstoßladungen und den entsprechenden Effektsätzen, die bereits abschussfertig vorbereitet sind. Um eine bestimmte Choreografie der Effekte zu gewährleisten, werden die einzelnen Rohre mit Zündlitze verbunden, die so vorbereitet wird, dass die Zünd- und Ausstoßzeitpunkte den beabsichtigten Effekten entsprechen. Ein solches Verbundfeuerwerk wird nur ein einziges Mal gezündet und der Rest geschieht ganz von alleine. Die Durchmesser der Papprohre einer Feuerwerksbatterie liegen in der Praxis zwischen 10 und 75 mm, wobei die Regel gilt, dass, je mehr Abschüsse eine Batterie enthält, das Kaliber der einzelnen Rohre abnimmt, was auch weniger spektakuläre Effekte bedeutet, da die einzelnen Effektsätze natürlich weniger voluminös ausfallen. Eine hochwertig erscheinende 500 Schuss Batterie entpuppt sich in der Praxis deshalb auch schon einmal gerne als teurer Rohrkrepierer.
Meistens werden die einzelnen Sätze aus einem Batteriefeuerwerk in schneller Folge geschossen, um für große Himmelsbilder zu sorgen, dabei sind alle Arten von Effekten möglich und selbst bei Großfeuerwerken kommen mittlerweile verstärkt hochwertige Feuerwerksbatterien zum Einsatz, da es hier leistungsfähige Fabrikate gibt, die hervorragend miteinander kombiniert werden können. Zudem kann mit dem gezielten Einsatz von Einzelabschüssen, die gerne auch als Bombenrohre bezeichnet werden und die einen einzelnen, besonders großkalibrigen Abschuss enthalten, der eine große Steighöhe erreicht, schöne Highlights in einer solchen Feuerwerkschoreografie gesetzt werden.
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